Ob beruflich oder privat: Jeder Mensch ist regelmäßig mit Kritik konfrontiert. Es ist aber kaum etwas so frustrierend, wie einfach nur auf Fehler oder Unzulänglichkeiten hingewiesen zu werden. Erst die konstruktive Kritik ermöglicht es Menschen, zu lernen und zu wachsen.
Vielleicht haben auch Sie es schon erlebt, dass Vorgesetzte kritisieren, ohne das zugrundeliegende Problem genau zu definieren oder Hinweise zu geben, was stattdessen getan werden soll. In vielen Fällen nehmen Mitarbeiter diese Kritik persönlich, fühlen sich zu Unrecht gerügt, frustriert und oft auch demotiviert. Das wiederum kann zu Spannungen und Konflikten oder sogar zur Kündigung führen.
Konstruktive Kritik kann genau das verhindern und gleichzeitig die persönliche und berufliche Weiterentwicklung Ihrer Mitarbeiter vorantreiben. JOIN erklärt, was konstruktive Kritik ausmacht, wie Sie richtig kritisieren und wie Sie wohlwollende Kritik gewinnbringend einsetzen können.
Was ist konstruktive Kritik? Kurz gesagt: Konstruktive Kritik ist die Kunst, fehlerbasierte Kritik so zu transportieren, dass sie diese nicht nur auf den Punkt bringt, sondern gleichzeitig einen Lösungsansatz aufzeigt und zum Lernen und Bessermachen ermutigt. Letzten Endes ist diese Form der Kritik nichts anderes als ein Feedback. Und Feedback birgt stets die Absicht, dem Adressaten zu helfen. Konstruktive Kritik ist also die lösungsorientierte und wohlwollende, vor allem aber nutzbringende Form des Kritisierens, die nicht nur das Ziel, sondern auch mögliche Wege dorthin aufzeigt.
Reine oder gar destruktive (vernichtende) Kritik greift Personen hingegen direkt an und ist häufig allgemein oder sehr schwammig gehalten. Auch Ironie und Sarkasmus, negative Körpersprache sowie starke Distanzierung oder deutliche Emotionalität können dabei durchscheinen. All das ist allerdings sehr unprofessionell und hat in einer fruchtbaren Arbeitsbeziehung nichts verloren. Viel schlimmer daran ist aber: Es hilft dem kritisierten Mitarbeiter kein bisschen und führt eher zu Frustration.
Warum ist konstruktive Kritik wichtig? Auf den Punkt gebracht: Würden Führungskräfte die Ausübung konstruktiver Kritik einfach unterlassen, liefen ihre Untergebenen ständig Gefahr, kostspielige, zeitraubende und potenziell gefährliche Fehler zu machen. Darüber hinaus sprechen aber noch weitere Gründe unbedingt für den konstruktiven Ansatz:
Konstruktive Kritik ist immer auch eine Bitte um Veränderung – sei es im Verhalten oder der Arbeitsweise der Angestellten. Und wer um etwas bittet, erhöht seine Chancen, gehört zu werden, am besten in Verbindung mit Positivität, Respekt und Anerkennung. Deswegen ist es wichtig, die Grundvoraussetzungen für die gewünschte Konstruktivität zu kennen und stets im Blick zu behalten:
Nur wer alle diese Grundlagen berücksichtigt, kann sich sicher sein, wirklich konstruktive Kritik zu üben. Der Grat ist manchmal schmal, doch wer das Prinzip einmal verstanden hat, wird den Weg zur Konstruktivität beim Kritisieren schnell verinnerlichen. Damit ein vertrauensvolles und wertschätzendes Miteinander entstehen kann, bedarf es jedoch etwas Übung – selbst für erfahrenere Manager.
Bewertungen – nichts anderes ist Kritik letztlich – sind immer unangenehm. Sie sind jedoch ein notwendiger Bestandteil der Beziehung zwischen Führungskraft und Mitarbeiter. Richtig platziert und gekonnt ausgeübt, wirkt sie sich sehr positiv aus. Hier einige Tipps und Beispiele, wie Sie diese besonders gewinnbringend einsetzen können:
Auch die erfahrensten Führungskräfte haben manchmal noch Schwierigkeiten, wirklich konstruktive Kritik zu üben. Apropos üben: Übung macht den Meister! Mit diesen Tipps sollte es Ihnen mit der Zeit leichter fallen
Wo lässt sich konstruktives Kritisieren gut integrieren – außer in den Berufsalltag? Zum Beispiel in Team-Meetings und Bewerbungsprozesse:
Es kommt immer auf die Zusammensetzung und Funktionalität Ihres Teams an; doch gerade in der heutigen Berufswelt, wo Begegnungen vermehrt auf Augenhöhe stattfinden, kann es durchaus sinnvoll und sogar besonders lehrreich sein, konstruktive Kritik in der Gruppe zu üben – etwa im Rahmen eines Team-Meetings oder Workshops.
Dabei sollte die Kritik nicht ausschließlich von Ihnen als Führungskraft ausgehen, sondern auch zwischen den einzelnen Teammitgliedern geübt und praktiziert werden. Üben Sie sich als Team in der Fehler- und Situationsanalyse und finden Sie in Zusammenarbeit Wege, wie jeder noch mehr aus sich herausholen könnte. Dabei rücken auch Ihre Mitarbeiter als Team näher zusammen, während Sie einen direkten Beitrag zum so wichtigen Teambuilding leisten. Zwei Fliegen mit einer Klappe!
Wer selbst schon häufig auf Jobsuche war, kann sich sicher bestens daran erinnern, wie er sich vor, während und nach einem Vorstellungsgespräch gefühlt hat. Besonders die Zeit nach dem Interview und die Verunsicherung bezüglich des Erfolgs ist oft sehr strapaziös. Eine großartige Geste wäre es, ein konstruktives Feedback schon zum Ende eines Bewerbungsgesprächs zu geben. Das hilft Kandidaten, sich ein besseres Bild von Ihrem Auftreten (nervös oder selbstbewusst, eloquent oder schüchtern) zu machen und erste Verbesserungen anzustreben. Es wirkt zudem positiv auf die Candidate Experience aus.
Das kann ich übrigens aus eigener Erfahrung bestätigen. Ich habe das so in meinen letzten paar Interviews erlebt und konnte mich dadurch viel schneller erfolgreich behaupten. Wer wie ich mit dem festen Wunsch nach persönlicher und beruflicher Weiterentwicklung auf die Suche geht, wird Ihre Bemühungen zu schätzen wissen.
Einstellungsverfahren bestehen meist aus mehreren Phasen, um die Kandidatenauswahl stetig eingrenzen zu können. Je weiter der Auswahlprozess fortschreitet, desto minimaler die Unterschiede, die letztlich den Ausschlag geben. Gerade dann ist es für das berufliche Vorankommen der Bewerber besonders wichtig, konstruktives Feedback zu erhalten, das ermutigt und weiterbringt.
Die Voraussetzung hierfür ist allerdings, dass es sich um eine kritikfähige Person handelt. Mehr Informationen und nützliche Dos und Don’ts hierzu gibt es in unserem Beitrag über Feedback nach der Absage.
Sarah Heßler
Sarah Heßler was a bilingual Content Manager at JOIN who loved to share knowledge with our visitors and enjoyed writing about HR and Recruitment topics from many different perspectives.
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